Mein Wunsch, eine VAN’s RV6 oder RV7 baldmöglichst zu fliegen, war nach dem Abbruch des Selbstbauprojekts am 08.01.2015 stärker den je. Die ersten Web-Seiten nach dem Frühstück waren täglich die diversen nationalen und internationalen Flugzeug Gebrauchtmärkte im Internet. Als ich nach einer RV6 in Lelystad auch noch eine sehr schöne RV6A in Waldürn fand, war ich guten Mutes, bald eine gute gebrauchte VAN’s für mich zu finden.
Am 19.02 tauchte ein neues Angebot einer RV6A auf PlaneCheck auf, die ein gutes Preis- Leistungsverhältnis zu haben schien. Es ist eine schnittige RV6A mit 180 PS O-360 mit akzeptablen 1015 Stunden Laufzeit, einer etwas antiquierten, aber voll funktionsfähigen, noch viele Jahre nutzbaren Avionik und einem gepflegten Äußeren. Ein Kontakt war schnell zum Verkäufer hergestellt und ich erfuhr die tragischen Umstände des Verkaufs. Der Erbauer und Besitzer der Maschine hatte letztes Jahr seine Maschine fast soweit renoviert, dass er sie aus Altersgründen Ende 2015 oder 2016 hätte verkaufen können. Ein paar kleine Arbeiten an der Avionik und etwas Kosmetik wären noch bis zum perfekten Flieger nötig gewesen. Da riss ihn ein häuslicher Unfall aus dem Leben. Viele Monate später konnte endlich die fast perfekte Maschine zum Verkauf angeboten werden.
Nach einigem Hin- und Her per E-mail mit einem ehemaligen Freund des Erbauers, der für die Witwe den Verkauf übernommen hatte, suchte ich einen Termin an dem ich nach Hilversum kommen könnte, um mit einem guten Bekannten und RV8 Selbstbauer die Maschine zu begutachten. Mehrere Versuche, ein Wetterfenster für einen Flug mit meiner Remos von Hildesheim nach Hilversum zu finden schlugen fehl. Entweder versperrten Fronten den Weg nach Westen, oder die angekündigte CAVOK Wetterlage stellte sich als Bodennebel heraus. Da ich befürchtete, dass mir jemand den Flieger vor der Nase wegschnappt, sind wir dann Dank dem komfortablen Mercedes des Bekannten am 12.03 mit dem Auto nach Hilversum gefahren. Nicht sehr stilvoll, aber ohne den Zeitdruck des Sunset.
In Hilversum erwartete uns die Tochter des Erbauers mit zwei Kartons von Papieren, Formularen, Genehmigungen, Bordbüchern, Wartungsbeschreibungen und Bauplänen. Des weiteren hatte sich ein Techniker des lokalen LTB mit RV6 Erfahrung bereit erklärt, mit uns einen Probeflug zu machen. Wir hatten schon vorher erfahren, dass es doch kein Vergasermotor ist, sondern eine nachgerüstete Einspritzanlage von Airflow Performance den Motor befeuert. Die PH-CRJ stellte sich als sehr sauber und sorgsam gebaut dar. Die Oberflächengüte der Tragflächen ähnelt wegen der perfekt ausgeführten Füller- und Lackierarbeiten einem Segelflugzeug. Es ist Metallselbstbau untypisch kaum ein Niet zu sehen. Motor und Avionik machen einen gebrauchten, aber funktionierenden Eindruck. Das GPS war noch in Reparatur. Beim Probeflug stellte sich heraus, das auf Grund des „lang übersetzten“ Reisepropellers die Maschine auf der nassen Gras-Hoppelpiste etwas langsam an Geschwindigkeit gewann, einmal in der Luft aber sehr fix unwahrscheinlich schnell wurde. Ausgelevelt im Gegenabflug in 800ft 160 Knoten. Die RV6 lag perfekt am Knüppel und hatte genau das performante und spritzige Flugverhalten, das mir bei normalen E-Klasse Maschinen wie Katana, PA28 und Cessna172 fehlte. Auch im Langsamflug war sie leicht zu beherrschen.
Kurz und gut, ich habe die PH-CRJ gekauft. 🙂 Jetzt ist einiges an Papierkram zu erledigen. Die Überführung ist für Anfang April geplant, wenn die Umregistrierung ausgeführt ist und noch eine Avionik-Jahresprüfung vom lokalen LTB ausgeführt wurde. Ich werde vorher mit einem Fluglehrer noch einige Landungen in Hilversum proben und nach einem Imbiss den Flug nach Hildesheim antreten. Ich hoffe, mein genzdebiles Grinsen (RV-Grin) wird lange anhalten.
Nur das Fehlen der Möglichkeit, den ehemaligen Erbauer bei einem Problem anzusprechen, macht mir etwas Sorgen.